Frauenpresse

Frauenpresse
Frauenpresse,
 
Gesamtheit der Presseerzeugnisse, die entsprechend dem jeweiligen Verständnis von der Rolle der Frau in der Gesellschaft, dem Lebensbereich der Frau oder einzelnen seiner Aspekte gewidmet sind. - Den frühesten Frauenzeitschriften sind die moralischen Wochenschriften zuzurechnen, z. B. »Die vernünftigen Tadlerinnen«, von J. C. Gottsched 1725-26 in Halle und Leipzig herausgegeben. Von hohem Niveau waren die von J. G. Jacobi und W. Heinse geleitete, in Düsseldorf beziehungsweise Berlin erscheinende »Iris« (1774-76), an der auch Goethe mitarbeitete, und das von C. M. Wieland zunächst mitherausgegebene »Journal für deutsche Frauen« (Leipzig 1805/06; 1807/08 unter dem Titel »Selene«). Um 1800 entstanden die ersten Modezeitschriften. Nach der Revolution von 1848 entwickelte sich die Frauenpresse in zwei Richtungen: Es entstand eine reine Unterhaltungspresse, meist in Form der Familienzeitschriften, zu denen auch »Die Gartenlaube« zählte. Außerdem wurden Blätter gegründet, die sich mit speziellen Problemen der Frauen befassten, so die »Frauen-Zeitung« (1848), herausgegeben von Mathilde Franziska Anneke (* 1817, ✝ 1884), die aufklärerisch an die alltäglichen Probleme anknüpfen wollte. Mit den Frauenbildungsvereinen kamen die Verbandsorgane der Frauenbewegung auf, z. B. die von Louise Otto-Peters und Auguste Schmidt als Organ des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins 1866-1920 herausgegebenen »Neuen Bahnen« oder »Der Frauen-Anwalt« (1870-76). Daneben entstanden konfessionelle Frauenzeitschriften. Nach 1933 wurde die Frauenpresse der nationalsozialistischen Propaganda dienstbar gemacht. Als Zentralorgan des Parteiverbandes NS Frauenschaft erschien 1932-45 die »NS-Frauen-Warte«. Die nach dem Zweiten Weltkrieg gegründeten 14-täglichen Frauenzeitschriften wie »Brigitte«, »freundin«, »Für Sie« und »Journal für die Frau« gelten wegen ihrer Langlebigkeit und der traditionellen Behandlung von Themen wie Mode, Kosmetik, Partnerschaft, Reisen und Kochen inzwischen als klassische Frauenzeitschriften (den Illustrierten nahe stehend), während im Bereich der wöchentlichen Frauenzeitschriften die älteren (gegründet in den 40er- bis 60er-Jahren) häufig der Regenbogenpresse angehören (z. B. »Das Goldene Blatt«, »Neue Post«, »Frau im Spiegel«), die jüngeren (gegründet in den 70er- und 80er-Jahren) sich dagegen als »Servicezeitschriften« verstehen (z. B. »bella«, »tina«, »Bild der Frau«); die monatlich erscheinenden, oft exklusiver gestalteten (z. B. »Madame«, »marie claire«) haben oft den Charakter von Modezeitschriften und sind zum Teil international vertreten (»Vogue«, »elle«, »Cosmopolitan«). Einziger Titel auf dem Sektor der »Neuen Frauenbewegung« blieb bislang »Emma« (seit 1977). In jüngster Zeit zeichnet sich ein Boom von Frauenzeitschriften für die junge Frau zwischen 20 und 30 Jahren ab. Blätter wie »Allegra«, »Amica«, »Joy« weichen zwar stark in Aufmachung und Sprache, jedoch kaum in der Themenwahl von den klassischen Frauenzeitschriften ab.

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Frau|en|pres|se, die: Gesamtheit der Presseerzeugnisse, die dem Lebensbereich der Frauen gewidmet sind.

Universal-Lexikon. 2012.

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